Das Parkhaus am Coesfelder Feld in Münster. Das Architekturbüro hartig | wömpner architekten BDA ging als Sieger aus einem Wettbewerb hervor, den der Bau und Liegenschaftsbetrieb NRW für die Gestaltung der Fassade an dieser innerstädtisch bedeutsamen Lage ausgelobt hatte.
Das Parkhaus am Coesfelder Feld in Münster. Das Architekturbüro hartig | wömpner architekten BDA ging als Sieger aus einem Wettbewerb hervor, den der Bau und Liegenschaftsbetrieb NRW für die Gestaltung der Fassade an dieser innerstädtisch bedeutsamen Lage ausgelobt hatte. Foto: BLB NRW.

Parken kann so schön sein. Zum architektonischen Umgang mit Verkehrsbauten

Parkhäuser in den Städten: eng, dunkel, hässlich. So ist oft der Eindruck. Jedoch setzen Architektenimmer häufiger auf ästhetische Gestaltung, statt reine Funktionalität. Auch in NRW, wie Beispiele in Münster, Bochum und Aachen zeigen.

 

Wer in der Stadt mit dem Auto unterwegs ist, muss zwangsläufig eines irgendwann tun: parken. Und Platz ist dafür immer weniger vorhanden – trotz Carsharing, des Trends zum E-Bike oder der Förderung den guten alten Busse und Bahnen.

Der Grund ist einfach: Es gibt einerseits mehr Fahrzeuge auf den Straßen, andererseits werden die Autos immer breiter: Eine Sonderbauverordnung legt inzwischen fest, dass Stellplätze in neu gebauten Parkhäusern und Tiefgaragen mindestens 2,45 Meter breit sein müssen. Hinzukommt, dass Kommunen den öffentlichen Parkraum bewusst verknappen, um den öffentlichen Nahverkehr zu stärken. Da dieser aber oft unattraktiv und teuer ist, dominiert das Auto immer noch unsere Innenstädte.

Parkhäuser sind also weiterhin nötig, auch wenn das Leitbild der autogerechten Stadt aus den 1950er- und 60er-Jahren aus der Mode gekommen ist. Aus dieser Boomzeit der Pkw stammen noch viele Parkhäuser in unseren Innenstädten. Diese sind vor allem funktionell gestaltet, meist Betonbauten, die als hässlich wahrgenommen werden.

Mehr als nur Parken: neue Nutzungen der Gebäude

Das Parkhaus von Herzog & de Meuron in der Lincoln Road in Miami. Foto: Mark Hogan via Flickr, CC BY-SA 2.0
Das Parkhaus von Herzog & de Meuron in der Lincoln Road in Miami. Foto: Mark Hogan via Flickr, CC BY-SA 2.0

Aber es vollzieht sich derzeit ein Wandel, wie Kelly Kelch in der SZ schreibt: „Vom Betonklotz zum Konzertsaal“. Heißt: weg von der Funktion Parken, hin zum ästhetisch ansprechenden Gebäude, das unter anderem auch Stellflächen hat. Besonders im Ausland findet Kelch Beispiele für die architektonische Wiedergeburt in Sachen Parkhäusern an. Etwa in Miami mit dem Parkhaus von Frank Gehry, das am Konzerthaus New World Symphony liegt. Oder Herzog & de Meurons Gebäude (ebenfalls Miami), in dem nicht nur die Wagen stehen bleiben, auch Geschäfte und Cafés sind dort zu finden.

In NRW muss niemand so weit fahren, um schöner zu parken. In Münster spielt die Fassade des Parkhauses am Coesfelder Kreuz eine besondere Rolle.Hintergrund war ein Wettberwerb de BLB NRW zur Fassadengestaltung.

Der Südeingang des Parkhauses in Münster. Foto: BLB NRW
Der Südeingang des Parkhauses in Münster. Foto: BLB NRW
Detail der Fassade des Parkhauses am Coesfelder Kreuz in Münster. Foto: BLB NRW.
Detail der Fassade des Parkhauses am Coesfelder Kreuz in Münster. Foto: BLB NRW.

Der 2016 verwirklichte Entwurf des Architekturbüro hartig | wömpner architekten orientiert sich an den Kriterien des Exterieur-Designs der Automobilindustrie: Am Parkhaus stehen waagerechte Bleche in unterschiedlichen Winkeln schräg zueinander. Dadurch erreichten die Architekten ein dynamisches Spiel aus Licht und Schatten. Die Bleche lenken außerdem Tageslicht ins Innere des Parkhauses. Gestaltung verbindet sich mit Funktionalität. Auch das Material selbst ist mit der Autoindustrie verbunden, bestehen die Bauelemente der Fassade doch aus pulverbeschichteten Aluminiumblechen – Material, das die Fahrzeugproduktion ebenfalls verwendet.

Sprechende Fassade in Aachen

Spielt mit Wörtern: die Parkhausfassade des Justizzentrums in Aachen. Foto Metro Centric via Flickr, CC BY 2.0.
Spielt mit Wörtern: die Parkhausfassade des Justizzentrums in Aachen. Foto Metro Centric via Flickr, CC BY 2.0.

Weniger technisch, eher poetisch wirkt das im Jahr 2007 fertiggestellte Parkhaus des Justizzentrums Aachen, dessen Fassade aus rot eingefärbten Betonfertigteilen besteht, aus denen Wörtern scharf hervorstechen. Gestaltet hat sie der inzwischen verstorbene Schweizer Künstler Rémy Zaugg. Das Justizzentrum, wo Wörter und Reden entscheidend sind, greift an der Fassade mit Adjektiven, Verben und Adverbien gestalterisch die Welt der Sprache auf und hüllt das funktionale Parken in eine kunstvolle Form. Der Idee nach bleibt es aber nicht beim schönen Schein: Die Begriffe sollen Autofahrer und Passanten zum Nachdenken anregen, damit sie das Gebäude bewusster wahrnehmen.

Bochumer Eyecatcher

Schillernd: die Fassade des Parkhauses im Bermudadreieck in Bochum. Foto: Stephan Hochhaus via Flickr, CC BY 2.0.
Schillernd: die Fassade des Parkhauses im Bermudadreieck in Bochum. Foto: Stephan Hochhaus via Flickr, CC BY 2.0.

Die Wahrnehmung spielt auch in Bochum eine wichtige Rolle: Dort ist seit April 2012 das Parkhaus am Bermudadreieck saniert, dem zentralen Ausgehviertel der Stadt. Die vierstöckige Parkgarage als Stahlbeton-Fertigteilsystem aus den 1960er-Jahren birgt neben den 575 Stellplätzen für Pkw und 45 für Motorräder auch Gaststätten. Bereits dort findet sich also eine gemischte Nutzung. Ergänzt wird das Gebäude seit der Sanierung durch ein Beklleidungsgeschäft und einen Skate-Park.

Die Hauptaufgabe bestand darin, die Fassade neu zu gestalten und damit optisch aufzuwerten sowie die Gebäudespitze am Konrad-Adenauer-Platz anders anzuordnen. Letztes gelingt durch einen Rundbau, und eine gestaffelte Glasfassade verkleidet das Äußere des Parkhauses zum Bermudadreieck hin. Das Besondere dabei ist eine zweifarbige Folie (der Firma 3M), die dem Auge entgegenschillert, im wahrsten Sinne des Wortes ein Eyecatcher. Die Fassaden zu den Bahngleisen und dem naheliegenden Kino wurden saniert und im Architekturstil der 1960er-Jahre instandgesetzt. In Bochum lässt sich noch etwas anderes beobachten: die erweiterte der Nutzung des Gebäudes über die Funktion des Parkens hinaus.

Der veränderte Abschluss des Parkhauses im Bochumer Bermudadreieck (vorne), links daneben die Fassade. Foto Christian Schettelker via Flickr, CC BY 2.0.
Der veränderte Abschluss des Parkhauses im Bochumer Bermudadreieck (vorne), links daneben die Fassade. Foto Christian Schettelker via Flickr, CC BY 2.0.

Wo Autos standen, sollen Menschen wohnen

Neben dem Neubau von Parkgaragen oder der Sanierung von bestehenden Gebäuden ist noch ein anderer Aspekt interessant: die Umnutzung von Parkhäusern. Ein gutes Beispiel für das, was mit dieser Gebäudeart möglich ist, lässt sich anhand von Entwürfen für ein Baugrundstück in Berlin-Neukölln erkennen. Dort, im Rollbergkiez (Briesestraße/ Kinietzer Straße), hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt mit der Stadt und Land Wohnbauten-Gesellschaft den Wettbewerb "Urban Living – Neues Wohnen an der Briesestraße" von September bis Ende 2015 organisiert (siehe auch das Buch "Urban Living", Hg. Kristien Ring, Jovis Verlag 2015).  Ein Parkhaus aus den 1970er-Jahren war eine Besonderheit des Grundstücks.

Entsprechend sah die Wettbewerbsaufgabe vor, eine Verbindung von Neubau und Um- oder Neunutzung der bestehenden Gebäude herzustellen. Das Parkhaus konnte, musste aber nicht in den Entwurf integriert werden; ein kompletter Neubau war denkbar. Wichtig war es, kostengünstiges Bauen zu berücksichtigen sowie flexible Wohnformen zu planen.

Parkhäuser sind Großstrukturen mit wenig Stützen im Inneren, die viel Spielraum für Einbauten sehr unterschiedlicher Nutzung ermöglichen. Spannend waren die Ideen und Pläne für eine Umnutzung des Parkgebäudes in jedem Fall. Dabei wären etwa Rampen oder eine große, zentrale Halle erhalten geblieben; oder das bestehende Parkhaus wäre in Holztafelbauweise aufgestockt worden.

Nach derzeitiger Planung soll es etwa 77 Wohnungen, 17b Atelierwohnungen und sieben Wohnungen mit Gemeinschaftsflächen für WG geben, mit Berücksichtigung der Funktionen Wohnen und Arbeiten.Am Ende ist jedoch keine Weiternutzung des Parkhauses herausgekommen, es wird abgebrochen.

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